Famille
Otto Rosenberg wird 1927 in Draugupönen (damals Ostpreußen, heute Dobrowolsk/Russland) geboren.
Nach der Trennung seiner Eltern 1930 wächst er bei seiner Großmutter Charlotte in Berlin auf.
Zwangslager Berlin-Marzahn
1936 wird Otto Rosenberg mit seiner Familie – so wie auch viele andere Sinti und Roma – nach Berlin-Marzahn verschleppt. Dort entsteht ein Zwangslager. Ohne Erlaubnis darf niemand diesen Ort verlassen. Otto Rosenberg darf nur noch die Schule im Lager besuchen.
Es werden diskriminierende Untersuchungen an Sinti und Roma durchgeführt, so auch an Otto Rosenberg. Diese Untersuchungen sind die Grundlage für die spätere Erfassung und Verschleppung von Sinti und Roma in Konzentrations- und Vernichtungslager.
Zwangsarbeit
Ab 1940 muss der 13-jährige Otto Rosenberg Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb verrichten. Weil er Sinto ist, bekommt er zunächst weniger Essen als andere Arbeiterinnen und Arbeiter. Bald erhält er überhaupt keine Verpflegung mehr.
Als er mit einem Brennglas Buchstaben in einen Holzstapel brennt, wird er wegen angeblicher Sabotage festgenommen. Ohne Anklage sitzt er im Alter von 15 Jahren für vier Monate in Einzelhaft.
Widerstand in Auschwitz-Birkenau
Unmittelbar nach der Entlassung aus der Haft wird Otto Rosenberg in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wird er am 14. April 1943 als Häftling im von den Nationalsozialisten als „Zigeunerlager“ bezeichneten Lagerteil registriert.
Am 16. Mai 1944 nimmt Otto Rosenberg aktiv an einer Widerstandsaktion von Sinti und Roma in diesem Lagerabschnitt teil. Die Menschen erfahren von ihrer geplanten Ermordung und weigern sich, das Lager zu räumen. Sie bewaffnen sich mit Werkzeugen und Steinen, um sich gegen das SS-Wachpersonal wehren zu können. Die Widerstandsaktion ist zunächst erfolgreich und die Ermordungen finden nicht statt.
Einige Zeit später werden Sinti und Roma, die in den Augen der SS noch „arbeitsfähig“ sind, in andere Konzentrationslager verschleppt. Die danach noch in Auschwitz-Birkenau inhaftierten Sinti und Roma werden Anfang August 1944 von der SS ermordet.
Überleben
Otto Rosenberg wird im August 1944 zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald, später nach Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen deportiert. Überall muss er schwere Zwangsarbeit verrichten. In Bergen-Belsen wird er schließlich im April 1945 durch die britische Armee befreit.
Fast die gesamte Familie von Otto Rosenberg, alle zehn Geschwister, seine Großmutter, der Vater, Tanten und Onkel, wird Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes. Seine Mutter überlebt, stirbt aber wenige Jahre später an den Folgen der Lagerhaft.
Otto Rosenberg heiratet 1953 und hat mit seiner Frau Christel sieben Kinder. Er stirbt 2001 in Berlin.
Nach 1945
In der Nachkriegszeit setzt sich Otto Rosenberg aktiv für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen ein. Er kämpft für die Anerkennung und Entschädigung der Sinti und Roma als Opfer des Nationalsozialismus und engagiert sich für die Verständigung zwischen Minderheit und Mehrheit.
Über viele Jahre hinweg ist er Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg.
Otto Rosenberg hat einen wichtigen Anteil an der Errichtung des 2012 eingeweihten Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin-Tiergarten.
Sinti und Roma in der NS-Zeit
Viele Menschen haben bereits vor 1933 Vorurteile gegen Sinti und Roma. Angehörige dieser Minderheit werden auf vielfältige Weise diskriminiert. Nur wenige Menschen und gesellschaftliche Gruppen setzen sich für sie ein. Der Rassismus der Nationalsozialisten kann an die bestehenden Vorurteile anknüpfen.
Aus zahlreichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens werden Sinti und Roma ab 1933 ausgegrenzt, beispielsweise aus dem Kulturbereich und dem Sport. Sie dürfen ihre Berufe nicht mehr ausüben und werden zunehmend verfolgt.
Ab dem Jahr 1934 werden viele Sinti und Roma zwangssterilisiert. Die „Nürnberger Gesetze“ erklären sie, wie auch Jüdinnen und Juden, zu einer „artfremden Rasse“. Sinti und Roma werden registriert und immer häufiger ohne Gründe von der Polizei inhaftiert. Ab Mai 1940 gibt es die ersten Transporte in die Konzentrationslager im besetzten Polen. Insgesamt werden circa eine halbe Million Sinti und Roma Opfer des Nationalsozialismus.
Einige Sinti und Roma versuchen der Verfolgung zu entgehen oder sich zu wehren. Sie tauchen beispielsweise mit der Hilfe von Unterstützerinnen und Unterstützern unter. Einige versuchen sogar, sich im Konzentrationslager durch Widerstandsaktionen gegen ihre Ermordung zur Wehr zu setzen.