Marthe Gaillard
10. November 1896 - 11. September 1986
Illegale Zeitungen verteilen
Frankreich
Familie
Marthe Gaillard (geb. Hacquard) wird 1896 in Beaujeu im Département Haute-Saône geboren. Aus einer ersten Verbindung mit Eugène Baussaint hat sie vier Söhne: Marcel, René, Jean und Marcel.
Mit Auguste Gaillard, den sie 1929 in Lyon heiratet, hat sie vier weitere Kinder: Jeannine, Roger, Denise und Andrée.
Während des Zweiten Weltkriegs lebt Marthe Gaillard in Lyon, wo sie als Schneiderin arbeitet. Diese Tätigkeit muss sie 1942 aufgrund der Rationierung von Textilien aufgeben.
Eine Familie im Widerstand
Ab April 1942 engagiert sich Marthe Gaillard in der Résistance. Sie gehört der Bewegung Combat an, für die sie als Verbindungsperson tätig ist. Die Bewegung stellt die Zeitschrift Combat her. Marthe Gaillard ist insbesondere für die Verteilung dieser Zeitschrift und anderer illegaler Zeitungen zuständig.
Ihr Ehemann Auguste ist ebenfalls Mitglied dieser Widerstandsbewegung. Er versteckt Waffen und hilft inhaftierten Widerstandskämpfern bei der Flucht. Marthe Gaillards Söhne René und Jean sind ebenfalls beteiligt: René in einer Werkstatt, die Papiere fälscht und Jean als Verbindungsperson.
Verhaftung
Am 25. März 1944 begibt sich Marthe Gaillard zu Alfred Petot, ihrem Chef in der Résistance, um ihm eine Nachricht zu überbringen. Er ist jedoch am Vortag denunziert und ermordet worden.
Als sie bei Alfred Petot ankommt, gerät sie in eine Falle und wird von der Gestapo und der Milice verhaftet. Sie hat ihre achtjährige Tochter Andrée bei sich.
Ihre Söhne und ihr Ehemann sind schon zuvor verhaftet worden.
Deportation und Rückkehr
Am 13. Mai 1944 wird Marthe Gaillard in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Im Sommer 1944 wird sie zur Zwangsarbeit in das Außenlager Watenstedt/Leinde verlegt, das dem Konzentrationslager Neuengamme untersteht.
Im April 1945 kommt Marthe Gaillard in das Konzentrationslager Ravensbrück zurück. Am 23. April 1945 gelingt es dem Schwedischen Roten Kreuz, Marthe Gaillard und andere Häftlingen aus dem Lager zu holen. Kurze Zeit später kann sie nach Frankreich zurückkehren.
Ihr Ehemann und ihre Sohn Jean überleben die Deportation nach Deutschland nicht.
Nach 1945
Nach dem Krieg arbeitet Marthe Gaillard in Lyon wieder als Schneiderin. Bis zu ihrem Tod 1987 lebt sie mit ihrer Tochter Andrée zusammen.
Marthe Gaillard ist Mitglied von Vereinigungen ehemaliger Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer und Deportierter. Sie gehört zu denjenigen unter ihnen, die trotz ihrer Taten nicht öffentlich geehrt werden.
Ihre Tochter Andrée engagiert sich als Zeitzeugin sehr für die Weitergabe der Erinnerung an ihre Mutter.
Combat: Eine Widerstandsbewegung der Südzone
Die Bewegung Combat entsteht Ende 1941 aus dem Zusammenschluss mehrerer Gruppen, darunter der Libération nationale (Nationale Befreiung) und der Liberté (Freiheit). Gegründet wird sie von Henri Frenay, ehemals Offizier der französischen Armee, und Berthie Albrecht, einer Fabrikleiterin. Die beiden tragen dazu bei, dass Combat die am besten strukturierte Bewegung der Südzone wird.
Zu ihren zahlreichen Aktivitäten gehören der Nachrichtendienst und die Verbreitung der Untergrundzeitung Combat (300.000 Exemplare im Juni 1944), spektakuläre Aktionen und Sabotageakte der Groupes francs (bewaffnete Untergruppen). Sie bilden paramilitärische Gruppen für den bewaffneten Kampf und unterstützen auch untergetauchte Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer und deren Familien.
Anfang 1942 werden einige der Combat-Mitglieder festgenommen und von der Justiz des Vichy-Regimes zu Haftstrafen verurteilt.
Die Verhaftungen nehmen mit der deutschen Besetzung der Südzone 1943 zu. Die Combat-Bewegung schließt sich den Mouvements Unis de Résistance (Vereinigten Widerstandsbewegungen) an. Am 27. Mai 1943 nimmt sie in Paris mit sieben weiteren wichtigen Widerstandsbewegungen an der ersten Sitzung des Conseil national de la Résistance (Nationaler Widerstandsrat) teil.